Webanalyse-Tools im Fokus: Matomo

Eduvision-Trainer Thomas Zeithaml beschäftig sich seit 2001 mit SEO, Online Marketing und der Webanalyse. Für Matomo (ehemals Piwik) hat er einige Plugins programmiert und war bis 2013 Mitglied im Piwik-Entwicklerteam (jetzt Matomo) . Zudem wird er vom Matomo-Team als Berater auf der offiziellen Webseite genannt.

Eduvision: Warum sollten Ihrer Meinung nach Unternehmen grundsätzlich in Datenanalyse investieren?

Thomas Zeithaml: Datenanalyse ist eine Erfolgsmessung, d.h. man versucht in Daten auszudrücken, ob die Webseite erfolgreich ist oder nicht. Früher gab es Besuchercounter, aber das ist heute nicht mehr aussagekräftig genug. Deswegen gibt es ganz viele verschiedene Auswertungsmöglichkeiten in den WebAnalyse Tools, die auf die „Needs“ des Unternehmen eingehen. Manche Unternehmen möchten diese zum E-Commerce-Tracking nutzen, andere möchten herausfinden welche Kanäle für die Besucher verantwortlich sind, um dort mehr zu investieren oder eben auch nicht. Das ist das Hauptkriterium, welches die Webanalyse auszeichnet: dass ich die Kennzahlen auswerten kann. Woher kommen die Besucher? Wo sollte ich mehr investieren? Auf welchen Kanälen sollte ich aktiver werden?

Eduvision: Sie sind seit Jahren Experte für Matomo. Warum sollte man sich für dieses Tool entscheiden? Was ist der konkrete Mehrwert?

Thomas Zeithaml: Für viele ist es das Thema Datenschutz, weshalb sie sich für Matomo entscheiden. Der große Vorteil ist, dass man die Daten bei sich hat, im Gegensatz zu Google Analytics, wo die Daten in die USA übertragen werden. Das ist aus der Sicht von Datenschutz nicht ganz so einfach. Für mich ist aber auch ein Vorteil von Matomo, dass ich die Daten so auswerten kann wie sie kommen, da nichts rausgefiltert wird. Dadurch, dass Matomo ein Open-Source Programm ist, lassen sich die Analyse Prozesse zudem sehr gut nachvollziehen, was bei anderen Programmen weniger gut gelöst ist. Ich bin bei Matomo mein eigener „Datenherr“ und kann somit auch selber entscheiden, ob ich die Daten 10 Jahre oder 50 Jahre halte, und mir wird nichts von einem System vorgegeben. Ich kann Plug-In’s nach meinen Wünschen installieren und mir das System so aufbauen, wie ich es benötige.

Was zudem wichtig ist zu erwähnen, ist dass viele neue Gesetzesgrundlagen in Europa sehr gezielt gegen Google Analytics vorgehen. Der EU ist es ein Dorn im Auge, dass Daten Europa verlassen und in die USA gehen. Matomo wird hingegen, da die Daten ja auf dem eigene „Webspace“ liegen, von den Datenschützern unterstützt. Die IP kann anonymisiert werde, Daten können ohne Cookies gemessen werden usw. Das hat vor allem eine deutlich Wirkung auf AdBlocker. Google Analytics wird häufig schon automatisch ausgeschlossen, was bedeutet dass dort keine Daten gesammelt werden. Matomo ist nicht ausgeschlossen, da die AdBlocker das Programm nicht als datengefährdend ansehen. Das kann im Endeffekt einen Unterschied von bis zu 20% mehr gesammelter Daten bedeuten.

Eduvision: Zum Thema Plug-In’s installieren: Benötigt man Programmierkenntnisse um Matomo effektiv nutzen zu können?

Thomas Zeithaml: Matomo ist eine Open-Source Software, was bedeutet dass jeder den Quellcode anschauen, analysieren und auch erweitern kann. Jeder mit Programmierkenntnissen kann neue Plug-In’s schreiben, die dann wieder verschiedene Auswertungen zur Verfügung stellen. Man muss allerdings nicht programmieren können, um mit dem System umzugehen, denn die Community schreibt viele Funktionen, die man dann vielleicht auch gebrauchen kann.

Matomo ist so aufgebaut, dass es viele Schnittstellen gibt um das Programm an andere Systeme anzubinden. Sei es SAP, CMS oder andere, und um diese anzubinden sind vielleicht doch Programmierkenntnisse benötigt und von Vorteil. Es geht mehr um die Erweiterbarkeit von Matomo, um das neue Erstellen von Funktionen bei dem Programmierkenntnisse helfen, denn ich kann mich bei Matomo an jeder Stelle in das System „hacken“ und es erweitern.

Eduvision: Benötigt man den anderes Background-Wissen aus der Datenanalyse um als Unternehmen von einem Programm zum andere wechseln zu können?

Thomas Zeithaml: Ich höre immer wieder, dass Matomo leichter zu bedienen ist als Google Analytics, denn Google Analytics hat vergleichsweise schon sehr viele Funktionen, z.B. Experten-Einstellungen. Die sind bei Matomo nicht ganz so umfangreich dargestellt und es ist einfacher sich dort einzufinden. Die Daten selber werden bei beiden Tools gleichermaßen erhoben, so würden sie Umsteiger sehr gut auch in dem anderen Tool zurechtfinden. Allgemein lässt sich sagen: man braucht immer ein gewisses statistisches Gespür und die Kunst besteht darin aus den Daten Informationen herauszuziehen.

Eduvision: Sie hatten die Community als Mehrwert angesprochen, auf die man zurück greifen kann, wenn man das Programm erweitern möchte.

Thomas Zeithaml: Genau, es ist so, dass Matomo, weil es vor allem in der DACH Region relativ populär ist, schon eine grosse Community entwickelt hat. Aber mit Google Analytics kann das Programm in der Hinsicht dennoch nicht mithalten, da sehr viel Material zur Verfügung gestellt wird. Dadurch, dass Google Analytics auf 85% aller Webseiten eingesetzt wird gibt es einfach eine grosse Menge an Usern, die Ihre Erfahrungswerte teilen möchten. Google Analytics ist etwas etablierter weltweit und es werden Bücher, Blogs und Tutorials veröffentlicht. Bei Matomo muss man dann ehr in die persönliche Beratung gehen oder in den Foren schauen, ob einem geholfen werden kann.

Eduvision: Wenn man sich die Trends der letzen Jahre ansieht, erkennt man trotzdem, vor allem in der DACH Region, einen leichten Umschwung von Google Analytics in Richtung Matomo. Woran liegt die wachsende Popularität des Programms?

Thomas Zeithaml: Also Matomo gibt es seit ca. 2009 / 2010, also es ist schon sehr lange am Markt. Das Thema Datenschutz ist aber erst 2018 wirklich wieder aufgekommen.

Google Analytics ist das beste WebAnalyse Tool am Markt, Matomo ist aber meiner Meinung nach die beste Alternative. Google hat mit seiner Markenpräsenz schon einen Vorteil gegenüber Matomo. Allerdings ist Matomo sehr offensiv in seiner Werbung und versucht vor allem im Thema Datenschutz zu punkten. Das kann man schon an dem Namen sehen. Matomo kommt aus dem Japanischen und heißt „Ehrlichkeit“, und dass ist eben das, was in dem Tool verankert werden soll. Der Kunde soll nachvollziehen können, was das Tool macht.

Seit ca. 4 bis 5 Jahren gibt es den Trend, dass Google auch immer wieder als „Datenkrake“ bezeichnet wurde, die dann wieder Ihre verschieden Tools miteinander Verknüpfen. Das Verhalten der Nutzer kann gut zusammen geführt werden, z.B. über die Aktivitäten auf Google, G-mail und so weiter. Das kann Vorteile für die Datenmenge haben, allerdings wie bereits erwähnt auch zu Schwierigkeiten mit der DSGVO führen.

Eduvision: Gibt es Best-Practice Beispiele wenn es zur Webanalyse kommt? Sind die Tools aus bestimmte Nischen ausgelegt?

Thomas Zeithaml: Das kann man so pauschal nicht sagen. Viele Kommunen und Städte und zum Beispiel das Statistische Bundesamt nutzen Matomo in Ihren Projekten. Die Nutzer sind bunt gemischt, und es wird auch nicht ausschließlich ein Tool zur Datenanalyse genutzt, sondern häufig auch Google Analytics und Matomo für verschiedene Projekte. Hier in Deutschland ist Matomo sehr populär. In anderen Ländern wie den USA nicht, denn dort ist das Thema Datenschutz noch nicht ganz so aktuell.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Es gibt pauschal kein besser oder schlechter - sonder ehr was ist nach meinem persönlichem Empfinden nach besser gelöst ist.

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